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Rostocker Forscher machen das Handy zum Gesundheitshelfer

05. March 2012

Eine Erfindung aus der Hansestadt hilft Smartphone-Benutzern bei der Stressbewältigung. Das Entwicklerteam wird dafür morgen auf der Cebit mit einem Preis ausgezeichnet.

Rostock/Hannover /  Das internetfähige Mobiltelefon wird zum Gesundheitsmanager: Rostocker Forscherhaben eine Software und Technik für Smartphones entwickelt, um das individuelle Stressprofil seines Nutzers zu erstellen. Mit einem Sensor am Körper können Daten von einem normalen

Handy empfangen und verarbeitet werden. Der Nutzer werde dann auf Stressphasen aufmerksam gemacht, sagte Regina StollvomInstitut für Präventivmedizin ander Universität Rostock. Die Entwicklung wird morgen auf der Computermesse Cebit in Hannover mit dem Präventionspreis der Krankenkasse AOK ausgezeichnet.

Die Informationen fürden individuellen Stresswert liefert ein 77 Gramm schwerer, mit Sensoren bestückter Brustgurt. Gemessen werden Herz- und Atemfrequenz, die Temperatur der Haut, die Position des Körpersunddie Bewegungsaktivität. Diese Informationenwerden in das Smartphone übertragen. Aus diesen Daten wird dann der aktuelle Stresswert ermittelt.

?Dadurch können wir erstmals permanent objektiv Stressphasen erkennen?, sagte Stoll. Für den Körper gefährliche Situationen könnten so bewusster wahrgenommen und die psychischen und physischen Belastungen gezielt reduziert werden. ?Wir wollen Situationen erkennen, in denen ein Mensch nicht adäquat beansprucht ist. Unser Ziel ist es, dass Gesunde gar nicht erst krank werden und Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen?, erläuterte die 56-Jährige.

Das Projekt ist die gemeinsame Entwicklung eines Frauenteams: Die Professorin vom Institut für Präventionsmedizin hat den mobilen Gesundheitsmanager gemeinsam mit Kerstin Thurow vom Institut für Automatisierungstechnik und dem Neubrandenburger Unternehmen InfoKom GmbH entwickelt. Getestet wurde der mobile Gesundheitsmanagervonmehreren hundert Personen, unter ihnen Chirurgen, Studenten, Sekretärinnen, Manager, Wissenschaftler, Sportler, Trainer und Servicekräfte im Alter von 20 bis 70 Jahren. Regina Stoll hofft, dass der Gesundheitsmanager künftig breite Anwendung findet. ?Noch fehlt uns dazu das Geld?, sagte die Arbeitsmedizinerin. Eine kleine Hilfe gibt es heute bei der Cebit: Die Rostocker Forscher bekommen den Digitalen Präventionspreis der AOK ?Leonardo?. Der Preis wird in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen. Er ist mit 25 000 Euro dotiert und geht je zur Hälfte an die Rostocker Forscher des Instituts für Präventivmedizin der Universität Rostock sowie Wissenschaftler des Kölner Unternehmens Rehasan.

Die diesjährige Cebit startet unter dem Motto ?Sicherheit undVertrauen in der digitalen Welt? und macht damit den Schutz von Computern, Netzen und Daten zu einem Schwerpunkt. Sicherheit und Datenschutz beim Cloud-Computing sind das Leitthema der IT-Messe.Beim Rechnen in der Wolke sind Anwendungen nichtmehr auf einem festen Rechner installiert, sondern ins Internet ausgelagert. Solche Dienste können auch dem normalen Computernutzer etwas bringen. War es bislang notwendig,Programme auf dem Computer zu installieren, entfällt das beim Cloud-Computing. Die Software läuft auf Servern irgendwo auf der Welt, die Nutzer rufen sie über ihren Internetbrowser auf.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Präsidentin des diesjährigen Cebit-Partnerlandes Brasilien, Dilma Rousseff, und Google-Chef Eric Schmidt wollen die Messe heute Abend offiziell eröffnen. Schon zuvor präsentieren sich große Aussteller und Fachverbände mit Pressekonferenzen. Für das Publikum ist das Cebit-Gelände von Dienstagmorgen an freigegeben. 

Der Gesundheitsmanager zeigt Stresswerte des Nutzers auf dem Handy an.