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Werden Arbeitslose bald in die Muckibude geschickt?

02. May 2014

Unter jahrelanger Arbeitslosigkeit leidet auch die Gesundheit der Betroffenen. Das verschlechtert die Chancen auf einen neuen Job. Bewegungs- und Gesundheitskurse können helfen, sagen Mediziner. Nur finanzieren will die Angebote niemand.

 Fit für den Arbeitsmarkt mit Ausdauer- und Krafttraining: Auf dem Weg zu einem neuen Job können Langzeitarbeitslose stark von Sport- und Gesundheitsprogrammen profitieren. Davon sind Forscher der Universitätsmedizin Rostock nach Auswertung einer Studie überzeugt. Sie fordern deshalb für Langzeitarbeitslose einen leichten Zugang „ohne große finanzielle Belastungen“ zu Sportvereinen und Fitnesscentern.„Insbesondere bei älteren Betroffenen ist nicht nur die fehlende Qualifikation ein Hemmnis, sondern auch der gesundheitliche Zustand“, erklärte Steffi Kreuzfeld vom Institut für Präventivmedizin. Häufig litten Langzeitarbeitslose unter Depressionen, mangelndem Selbstwertgefühl, Rückenschmerzen und Herz-Kreislauf-Problemen. Durch ein regelmäßiges Training lasse sich die körperliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden verbessern, sagte die Medizinerin weiter.Sport wirkt sich positiv auf die Vermittlungschancen ausDie Effekte wirken sich offenbar positiv auf die Vermittlungschancen aus. Das zeigen Ergebnisse einer mehrjährigen Studie mit Teilnehmern, die teilweise länger als 10 Jahre arbeitslos waren. In dem Forschungsprojekt hatten 119 Männer und Frauen einen Gesundheits-Kurs sowie ein 60-stündiges Sportprogramm mit Ausdauer- und Krafttraining absolviert. Nach der Studie von 2007 bis 2010 sei jedem vierten Teilnehmer die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt gelungen. Wird es nun bald Gutscheine vom Jobcenter für die Muckibude geben oder Hartz-IV-Empfängern gar ein Fitnesstraining verordnet?Zwar zweifeln auch die Experten in den Jobcentern nicht an der positiven Wirkung von Sport und Bewegung – „Von einzelnen Projekten abgesehen, können wir selbst keine Sportkurse anbieten und unsere Kunden auch nicht zum Training verpflichten“, sagt Andreas Wegner, Geschäftsführer im Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte Nord. Man informiere aber über Angebote in den Vereinen. Bezahlen müssten die Betroffenen die Beiträge aber aus ihrem Regelsatz. Mecklenburg-Vorpommern ist das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Langzeitarbeitslosen. Derzeit haben im Nordosten rund 35?000 Menschen seit über einem Jahr und länger keinen Job. Ihr Anteil an der Gruppe der Jobsuchenden beträgt rund ein Drittel.