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"Sportsfreunde"

24. June 2016

NACHGEFRAGT bei Professorin Regina Stoll - Fachärztin für Arbeits- und Sportmedizin, Direktorin des Instituts für Präventivmedizin

Beim Joggen, Radeln oder Schwimmen stört es uns kaum, wenn wir einsam unsere Runden drehen. Bei anderen Disziplinen wirken Trainingspartner Wunder. Die Sportmedizinerin Regina Stoll im Gespräch mit Dominique Cîrstea.

Welche positiven Effekte hat Sport in einer Gruppe?

Sport, vor allem Kraft- und Ausdauertraining, steigert die körperliche Leistungsfähigkeit. In Gruppen ist der Effekt noch stärker zu beobachten. Anweisungen seitens der Trainer werden viel effektiver umgesetzt. Das Lernen voneinander spielt hier eine wichtige Rolle. Besonders für Kinder ist die Vermittlung von Zusammenhalt und Sozialkompetenz innerhalb einer Gruppe bedeutend. Für ältere Menschen oder welche, die lange sozial isoliert waren, ist der erste Schritt in eine Gruppe sehr schwer. Davon darf man sich jedoch nicht abschrecken lassen. Das körperliche Wohlbefinden kann neben dem Sport auch durch neue Bekanntschaften oder gar Freundschaften immens gefördert werden.

Welche gesundheitlichen Probleme sind mit Bewegungsmangel verbunden?

Zahlreiche Studien haben gezeigt: Bewegungsmangel kann langfristig zu Bluthochdruck, und damit zur koronaren Herzkrankheit und Herzinfarkt führen. Auch für typische Zivilisationskrankheiten wie Adipositas und Diabetes mellitus sind ein Mangel an Bewegung und eine falsche Ernährung hohe Risikofaktoren. Seit einigen Jahren ist auch der Zusammenhang zwischen regelmäßiger Bewegung und der Risikosenkung für den Ausbruch einer Alzheimer-Krankheit bekannt.
Durch regelmäßigen Sport kann diesem vorgebeugt werden.Körperliche Beanspruchung bedeutet auch geistige Beanspruchung.


Ab wann sollten wir Hobbysportler uns ärztlich durchchecken lassen?


Jeder, der sich sportlich betätigen möchte, sollte sich vorher untersuchen lassen. Das gilt für ältere Personen ebenso wie für Kinder oder ehemalige Leistungssportler. Ob jemand über- oder untergewichtig ist, erkennt man meist mit bloßem Auge. Fehlanlagen oder eine Herzrhythmusstörung nicht. Auch Vorerkrankungen sollten besprochen werden. Dadurch kann man persönliche Risikosportarten ausschließen.


Was muss man bei Kindern beachten, die Sport machen?

Bewegung sollte Kindern vor allem Spaß machen. Eltern haben eine große Vorbildfunktion, vor allem in den ersten vier Lebensjahren. Dieser sollten sie sich auch bewusst sein. Ein Streben nach Leistung oder Zwang ist hier falsch. Kinder sollten sich ausprobieren dürfen und selbst entscheiden, worauf sie Lust haben. Training mit Gewichten oder sehr gefährliche Sportarten sind jedoch tabu! Muskeln und Motorik werden geschult, egal, welcher Sport letztlich betrieben wird. Wichtig sind die richtige Ausrüstung und Technik. Angefangen bei den Sportschuhen zum Laufen, über Seile zum Klettern oder Protektoren zum Skaten. Wenn die Kinder zudem die körperlichen Voraussetzungen erfüllen, steht einem Training auch nichts im Wege.

Gibt es Regeln für Anfänger und Wiedereinsteiger?

Es kommt ganz darauf an, was für eine Geschichte vorliegt. Ist die Person ehemaliger Leistungssportler? Hatte sie eine schwere Krankheit? Bei allen gilt aber, dass zunächst mit langsamen Einheiten begonnen werden sollte, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Wandern oder Nordic Walking sind hierfür sehr gut geeignet. Schwimmen und Laufen sollte man zunächst nur unter Anleitung und nie allein!  Wer Schmerzen hat, sollte das Training beenden, um eine Fehl- oder Überbelastung zu vermeiden. Eine ärztliche Beratung oder Voruntersuchung ist in jedem Falle empfehlenswert.

Was ist während nach einer Verletzung zu beachten?

Direkt nach einer Verletzung, sowie in der Regenerationsphase sollten die betroffenen Extremitäten auf keinen Fall belastet werden. Das heißt, dass ich weiterhin meine Arme trainieren darf, wenn mein Bein gebrochen ist. Das sollte man auch, um nicht wieder bei Null beginnen zu müssen. Aber auch hier muss man auf seine Körpersignale hören. Schonung und ein langsamer Trainingsaufbau sollten nicht unterschätzt werden. Wer ein verletztes Glied frühzeitig belastet, riskiert bleibende Schäden.