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Aus dicken Kindern werden dicke Erwachsene

04. July 2014

Fachleute warten mit alarmierenden Fakten auf: In unserer Region sind zwölf Prozent der Kinder übergewichtig - und es werden immer mehr. Dieser und weitere erschreckende Trends. Es geht im Kindesalter los: Bundesweit sind 9 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig und weitere 6 Prozent adipös, also krankhaft dickleibig.

 Das hat das Robert-Koch-Institut mit der KiGGS-Basisstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ermittelt. Für Mecklenburg-Vorpommern liegen Zahlen aus Einschulungsuntersuchungen vor. Demnach sind zwölf Prozent der Mädchen und Jungen zu schwer, weitere 5 Prozent sogar deutlich. „Aus eigenen Recherchen wissen wir, dass sich diese Tendenz im Laufe der Schulzeit verstärkt", sagt Regina Stoll. „Aus dicken Kindern werden meistens dicke Erwachsene."Abwärts wiederum geht es mit der körperlichen Fitness – und zwar unabhängig vom Gewicht. Eine deutschlandweite Untersuchung von Ausdauer, Flexibilität und Koordination brachte motorische Defizite ans Licht. Im Vergleich mit Ergebnissen von 1980 zeigte sich, dass 10-Jährige heutzutage zwischen 10 und 20 Prozent weniger Sprungkraft und Ausdauer besitzen. Das Rostocker Institut sah diesen Trend bei Studenten bestätigt. In den Jahren 1984 und 2000 wurde bei je drei Untersuchungsgruppen – vom Sportstudenten über den Freizeitsportler bis zum Sportmuffel – per Fahrrad-Ergometer die Leistungsfähigkeit von Herz und Kreislauf ermittelt: Im Mittel hatte sie um 20 Prozent abgenommen.Die wenigsten Nichtraucher,? die meisten AlkoholtotenMit den Kindern wachsen auch deren gesundheitliche Probleme heran. Beispiel Übergewicht: Laut DEGS (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) schleppen 51 Prozent der erwachsenen Bundesbürger zu viele Pfunde mit sich herum, im Nordosten sind es 57 Prozent. Folglich steigt das Krankheitsrisiko: Sowohl Diabetes als auch Bluthochdruck kommen in Mecklenburg-Vorpommern häufiger vor als anderswo.Mit durchschnittlich 17,5 Tagen Arbeitsausfall pro Beschäftigten verzeichnet das Land nach Angaben von Krankenkassen den höchsten Krankenstand der Republik. Die Region Mecklenburg-Vorpommern hat bundesweit den geringsten Anteil von Nichtrauchern. Beim Alkohol sieht es nicht besser aus. Überdurchschnittlich oft ist er Todesursache in Mecklenburg-Vorpommern, wie das Statistische Landesamt errechnet hat: 34 von 100 000 Todesfälle gingen 2006 auf das Konto der Trunksucht, bundesweit waren es nur 18. Allerdings ist in der SHIP-Studie (Study of Health in Pommerania) beim Tabak- und Alkoholkonsum eine positive Entwicklung zu verzeichnen: Der Konsum nimmt ab.91 Prozent blieben bei Leistungsfähigkeit deutlich hinter Normwerten„Mecklenburg-Vorpommern ist geradezu eine Modellregion für Prävention", sagt Regina Stoll und verweist auf zwei weitere Fakten. Den schnellen Anstieg des Durchschnittsalters und den stabilen Anteil von älteren Langzeitarbeitslosen. Ihr Gesundheitszustand ist deutlich schlechter als der von Erwerbstätigen, wie das Institut für Präventivmedizin in einer Studie festgestellt hat. Von 120 Probanden um die Mitte 50 waren 77 Prozent übergewichtig, 48 Prozent Raucher und 42 Prozent Bluthochdruck-Patienten. Sage und schreibe 91 Prozent blieben bei der Leistungsfähigkeit deutlich hinter den alters- und geschlechtsspezifischen Normwerten zurück.Regina Stoll wird nicht müde, mit Blick auf die Politik daran zu erinnern: „Wir haben genügend Anlässe, etwas zu tun."