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Herzerkrankungen bei Frauen nehmen zu

25. September 2013

HANSAVIERTEL | "Immer mehr Frauen leiden an Herz-Kreislauf-Erkrankungen", so Professor Christoph Nienaber, Leiter der Kardiologie-Abteilung vom Herzzentrum der Universitätklinik Rostock. "38 Prozent aller Herzinfarkt-Patienten sind weiblich", fügt er hinzu. Tendenz steigend.

Grund seien Übergewicht, Stress, mangelnde Bewegung und zunehmendes Rauchen bei jungen Frauen. Professor Regina Stoll vom Institut für Präventivmedizin beschäftigt sich seit Jahren mit der Forschung zur Herzmedizin. "Nur 20 Prozent aller Frauen erreichen die körperliche Aktivität, die empfohlen wird. Dabei geht es darum, sich an fünf Tagen in der Woche 30 Minuten moderat zu bewegen. Das impliziert keinen Sport", erzählt sie. Dabei könne körperliches Training Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegen wirken. Das belege die "Gesundheit aktuell"-Studie. Problem seien die mangelnden Präventionsmaßnahmen: "Bewegung hat einen positiven Effekt, doch es fehlt an Umsetzungsmöglichkeiten. Es ist schwierig die Menschen zu erreichen, sie zu mehr Bewegung zu animieren", sagt Stoll.

Hinzu käme die erschwerte Arbeitssituation für Frauen. Rund 45 Prozent der Gesamterwerbstätigen in Deutschland seien weiblich. "Die Arbeitssituationen der Frauen unterscheiden sich stark von denen der Männer. Viele Frauen sind besser ausgebildet und arbeiten dennoch in schlechter bezahlten Jobs oder gar Teilzeit. Darüber hinaus sind sie ungleichen Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt. Sie müssen multitaskingfähig sein, bekommen häufig nur befristete Verträge und sind so psychosozial belastet", so Stoll. "Es ist ein Zusammenhang zwischen so genanntem Arbeitsstress und Herzerkrankungen festgestellt worden. Ein guter Ansprechpartner für jeden Arbeitnehmer ist immer der Betriebsarzt."Am kommenden Sonntag wird der Weltherztag gefeiert "Da sollte jeder an sein Herz denken", findet Herzchirurg Gustav Steinhoff. Ein Herzinfarkt könne jederzeit einen Herzstillstand hervorrufen und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Dabei sei die Symptomatik bei weiblichen Infarkt-Patienten alles andere als lehrbuchtypisch. "Sie klagen beispielsweise häufig über Bauchschmerzen", sagt Professor Nienaber. Deshalb würden die Symptome von Frauen häufig missverstanden und es käme zu einer späteren Behandlung. Umso wichtiger seien Vorsorgeuntersuchungen. "Über die Krankenkassen werden diese Maßnahmen ab dem Alter von 35 Jahren angeboten", erzählt Steinhoff. "Danach sollte jeder darauf achten, sich alle fünf, beziehungsweise im zunehmenden Alter, alle zwei Jahre untersuchen zu lassen." Auch Personen mit familiärer Vorbelastung seien angehalten regelmäßig zum Arzt zu gehen.